Eine echte Legende – der tausendjährige Rosenstrauch zu Hildesheim

Haben Sie schon einmal von der „Hildesheimer Rose“ gehört? Sie „wächst“ am Ende einer bestimmten Art von Tafelsilber und gab diesem seinen Namen. Diese silberne Rose ist von der Rose inspiriert, von der jetzt die Rede sein soll – der „tausendjährigen Rose“ von Hildesheim. Um ihre Entstehung rankt sich eine schöne Legende.

Einst ging der Frankenkönig Ludwig der Fromme (778-840) mitten im Winter auf die Jagd. Dabei verlor er ein Kreuz, das ihm sehr wichtig war. Er schickte seine Diener auf die Suche danach und schwor, dort eine kleine Kirche errichten zu lassen, wo sie das Kreuz finden würden. Als sich die Diener aufmachten, um den Befehl ihres Herren zu befolgen, fanden sie mitten im tief verschneiten Winterwald eine Stelle mit grünem Rasen, wo aller Kälte zum Trotz ein wilder Rosenstrauch grünte. Und an diesem Rosenstock hing das verlorene Kreuz Ludwigs des Frommen. Beglückt darüber, dass er das geliebte Kreuz wiedergefunden hatte, ließ der König am Fundort alsbald eine Kapelle erbauen. Aus diesem kleinen Kirchlein entstand in der Folge der mächtige Hildesheimer Dom und noch heute wird dessen Apsis von einem Rosenstrauch umrankt.

In Anlehnung an die schöne Legende nennt man die dort wachsende Hundsrose den „tausendjährigen“ oder auch „Hildesheimer Rosenstock“, der sich heute stolz bis in die Höhe des ersten Jochs des Doms erhebt. Diese alte Rose wurde übrigens im Jahr 1573 zum ersten Mal in den Akten erwähnt und schon damals als älteste Rose der Welt bezeichnet. Ob es wirklich die Rose ist, die beim Baubeginn 872 am Ort des einstigen Wunders stand, mag man glauben oder nicht, doch die Geschichte ist zu schön, um nicht erzählt zu werden. Aber wundersam bleibt die Hildesheimer Rose allemal. Denn als die Stadt Hildesheim im März 1945 von einem schrecklichen Bombenangriff schwer beschädigt wurde, verbrannte auch die Rose am Dom und wurde unter den Trümmern begraben. Doch nach einiger Zeit trieb die tot geglaubte Rose wieder aus und gab so den vom Krieg traumatisierten Menschen neue Hoffnung. So ereignete sich an dem Ort, an dem sich schon zu Zeiten Ludwigs des Frommen ein Wunder ereignet hatte, viele Jahrhunderte später ein neues Rosenwunder! Seitdem sind die Menschen in Hildesheim der festen Überzeugung: Solange ihre Hildesheimer Rose wächst und gedeiht, wird es auch ihrer Stadt gut gehen. Wenn der Rosenstock am Dom für kurze Zeit wieder in Blüte steht, ist dies der örtlichen Presse jedes Jahr aufs Neue eine Meldung wert. Der Ort der Hildesheimer Rose war übrigens bereits vor den Zeiten Ludwigs des Frommen ein ganz besonderer Platz: Schon seit frühesten Zeiten befand sich hier ein Quellheiligtum, das der germanischen Göttin Frigga geweiht war. Ob sie wohl ihre magischen Finger im Spiel hatte und dort einst den wundersamen Rosenstock wachsen ließ? Wer weiß?