Und wieder herrscht die Venus über Branitz

Der „dolle Pückler“, wie ihn die Zeitgenossen nannten, war nicht nur schönen Gärten, sondern auch dem weiblichen Geschlecht äußerst zugetan. Und so verwundert es nicht, dass er an einer zentralen Stelle in seinem Branitzer Landschaftspark der Göttin der Liebe, Venus, ein eindrucksvolles Denkmal setzte. Dies tat der „grüne Fürst“ natürlich in Form eines besonderen Beetes im Pleasureground unmittelbar zu Füßen seines Schlosses. Hier hatte Pückler, angeregt von einer Gartenreise nach Italien, 1847/48 die „Italienische Mauer“ erbauen lassen. Ergänzt wurde sie von einer mit Weinreben berankten Pergola, die diesen Gartenbereich von drei Seiten umgab und einen sehr intimen Raum entstehen ließ.

In diesem Salon unter freiem Himmel befand sich einst das sogenannte „Venusbeet“, mit dem Pückler der Liebesgöttin nach allen Regeln der Gartenkunst huldigte. Das „Meer“, dem die Göttin entstieg, gestaltete Pückler in Form eines ovalen Beetes aus blau blühenden Blumen wie Hyazinthen, Vergissmeinnicht, Hainblumen und Zwergastern. Aus den vom Wind bewegten Blumenwogen dieses „Meeres“ erhob sich die Kopie einer bronzierten Statue der Venus Italica des italienischen Bildhauers Antonio Canova. Der „Schaumgeborenen“, die ihren nassen Körper schamvoll mit einem Tuch bedeckte, gesellte Pückler einen standesgemäßen „Hofstaat“ aus griechischen Gottheiten der Meere und Wälder bei: Poseidon, Amphitrite, Tritonen sowie Faune und Panther umstanden Venus auf einer steinernen Beeteinfassung. Abends wurde diese Szenerie von Kandelabern mit tulpenförmigen Leuchtern aus farbigem Glas illuminiert. Das Beet selbst wurde auf Geheiß des Fürsten sehr aufwendig bepflanzt, zeitweise gab es hier 21 einzelne Blumenareale.

Lange Zeit war dieses Venusbeet einer der spektakulärsten Bereiche im Branitzer Park, doch mit dem Zweiten Weltkrieg hatte diese Pracht ein Ende. Die damals dort noch residierenden Mitglieder der Familie Pückler wurden vertrieben, ein Bombenangriff im Februar 1945 verwüstete das Gartenkunstwerk des alten Pückler und vom Venusbeet blieb fast nichts übrig. Die Götterfiguren und mit ihr die Venus verschwanden spurlos, und in den 80er Jahren fand man im Gebüsch nur noch die Säulentrommel, auf der die Liebesgöttin im Branitzer Venusbeet gestanden hatte.

Doch in diesen Tagen erneuert die Liebesgöttin wieder ihre Herrschaft über den Branitzer Landschaftsgarten, denn die „Stiftung Fürst Pückler Museum“ hat sich zur Restaurierung des Venusbeets entschlossen. Und so hat nun eine neu angefertigte Venusstatue ihren einstigen Platz im Pleasureground bezogen und auch ihr „Meer“, das Blumenbeet, wurde in seiner historischen Form angelegt. Bald werden sich noch Poseidon und Amphitrite, die Tritonen, Faune und Panther hinzugesellen, denn da historische Pläne und Fotografien von ihnen existieren, können sie originalgetreu wiederhergestellt werden. Nur mit den Kandelabern, die einst die Szenerie beleuchteten, wird es etwas schwieriger. Da es von ihnen keine dreidimensionalen Vorlagen gibt, müssen sie anhand von alten Fotografien nachgebildet werden. Doch die Branitzer sind guten Mutes, dass Venus im Sommer 2021 ihrem vollständig wiederhergestellten blauen Meer entsteigen wird. Und wer weiß, vielleicht werfen des Abends dann auch wieder die Glaskandelaber ihr farbiges Licht auf dieses Idyll der Liebe, vor dem auch Sandro Botticelli anerkennend seinen Hut gezogen hätte.

„Wer mich ganz kennenlernen will, muss meinen Garten kennen, denn mein Garten ist mein Herz“.
(Fürst Hermann von Pückler-Muskau)

Bildquellen:

Venus von Sandro Botticelli, Quelle: Wikimedia Cmmons

Das Branitzer Venusbeet ca. 1930, Quelle: Archiv SFPM, mit freundlicher Genehmigung der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz