„Sagen“-haft gegen Schnecken!

KerbelDie Sache mit dem Schneckenkorn bin ich wirklich leid! Angeblich soll es ja völlig harmlos sein – außer für die Schnecken natürlich. Aber nach jedem Regenguss müssen die hübschen blauen Körner neu ausgestreut werden – und trotzdem geht es dem Salat immer wieder aufs Neue ans zarte Grün! Das Korn nützt nicht wirklich und wirklich „bio“ ist mein Salat damit bestimmt auch nicht mehr! Etwas Stärkeres muss her, am besten Etwas aus der Hexenküche! Zu jedem guten Hexentrank oder jeder Hexensalbe gehörte früher ein ganz bestimmtes Kraut: der Kerbel (Anthriscus cerefolium). Vielleicht sollte er mit seinem würzigen, anisartigen Geschmack das Herausschmecken von Giften und anderen Wirkstoffen überdecken. Doch Kerbel hat – auch außerhalb der Hexenküche – einen ganz entscheidenden Vorteil: Schnecken meiden den Doldenblütler wie der Teufel des Weihwasser! Und so kann er, in der Nachbarschaft von Salat gepflanzt, diesen vor den gierigen Fresswerkzeugen der Schnecken schützen!

Darüber hinaus ist der Kerbel ein wahrer Tausendsassa! Schon im Altertum verwendete man ihn als Mittel zur Blutreinigung oder als Augenwasser und badete Frauen, die in den Wehen lagen, in einem Kerbelaufguss. Die Römer brachten den Gartenkerbel zu uns nach Mitteleuropa. Die Mönche in den Klöstern priesen ihn „beyde zu der Artzney und Küchen“, denn er „machet lustig zu essen“. Auch bei Schwindelgefühlen, Nierensteinen, Appetitlosigkeit, Würmern und dem Biss tollwütiger Hunde sowie Gelbsucht wendete man den Kerbel an. Bereits Walahfried Strabo lobte die blutstillenden Eigenschaften des einjährigen Krautes und riet bei Leibschmerzen zu Kerbelumschlägen.

Schon bald nach der Aussaat im Frühjahr kann man den Kerbel bereits ernten, sodass er schon im Mittelalter eine ebenso beliebte wie würzige Fastenspeise in den Klöstern war. In vielen christlichen Haushalten war und ist es seit langem Brauch, am Gründonnerstag Kerbel-Suppe zu essen, doch wird auch zum Würzen von Fischgerichten, Salaten, Saucen und Quark Kerbel häufig verwendet. Natürlich ist er fester Bestandteil der französischen Kräutermischung der „Fines herbes“. Und in der berühmten „Frankfurter Grünen Sauce“ darf der Kerbel mit seinem leichten Geschmack nach Petersilie und Anis ganz gewiss nicht fehlen!

Da das Kraut auch die Tätigkeit unserer Entgiftungsorgane anregt, wird es schon seit Jahrhunderten bei Frühjahrskuren verwendet, mit denen Nieren, Leber und Galle entgiftet werden sollen. Da Kerbel reich an den Vitaminen A und C sowie an den Mineralstoffen Magnesium und Eisen ist, ist er somit ein natürliches, schmackhaftes Stärkungsmittel. Ob der Kerbel auch die Kraft zur Verjüngung besitzt, wie man es ihm schon seit Jahrtausenden nachsagt, mag ein jeder selbst mit seinem Lieblings-Kerbelrezept ausprobieren! Ich jedenfalls gehe jetzt in den Garten, um Salat zu ernten – ein bisschen Kerbel in der Salatsoße wird bestimmt nicht schaden! Und die Schnecken können mir künftig gestohlen bleiben!