Gartenkultur am Niederrhein

Seit die Zisterziensermönche 1123 in Kamp am Niederrhein erstmals ihren Fuß auf deutschen Boden setzten, hat das dort von ihnen gegründete Kloster über Jahrhunderte hinweg eine wichtige Rolle für die geistige und kulturelle Entwicklung am Niederrhein gespielt. Noch heute wird dort Gartenkultur auf einzigartige Weise spür- und erlebbar!

Gärten gehören zu Kloster Kamp schon seit seiner Grün­dung vor 900 Jahren. Neben Feldern und Nutzgärten gab es dort früher die typischen Klostergärten des Mittelalters – natürlich in zisterziensischer Prägung. Doch auch an Kamp gingen die allgemeinen Entwicklungen in der Gartenkunst nicht vorbei. Bereits im 18. Jahrhun­dert wurde im Auftrag des Abtes Franziskus Daniel mit der Planung der Außenanlagen des Klosters durch einen Baumeister begonnen. Nach dem Vorbild barocker Gärten hielten streng formal strukturierte Beete, prachtvolle Blumenparterres, Kübelpflanzen und Formgehölze im Klostergarten Einzug und machten ihn zu einer Perle europäischer Gartenkunst. Und er wurde stilbildend für so manch andere Gartenanlage Europas!

In den Schrecken der Säkulari­sierungszeit ging es dem Kamper Garten wie vielen anderen berühmten Gärten auch – er verfiel und wurde mehr als 150 Jahre lediglich als Viehweide genutzt. Nach einer umfassenden Neugestaltung in den 1980er Jahren lassen die Gärten von Kloster Kamp heute wieder die barocke Vorstellung von Ord­nung, Symmetrie und Repräsentation erstrahlen – allerdings in einer modernen Interpretation, die die Gartenanlage, 900 Jahre nach ihrer Grün­dung – heute wieder zu einem Juwel der Gartenkunst macht.

Ein Spaziergang durch die Gartenanlage lässt den Be­sucher heute einerseits in die Welt der Gartenkultur der Zisterzienser eintauchen und vermittelt andererseits den Zauber des barocken Terrassengar­tens, der zu jeder Jahreszeit eine Reise wert ist. Auch der „Alte Garten“ präsentiert sich nun wieder als Blumen- und Nutzgarten nach historischem Vorbild. Neu angelegt und bewusst anders als „klassische“ Klosterkräutergärten interpretiert, lässt der Kräutergarten die alten Ideen der Vier-Elemente-Lehre in einer modernen Gestaltung sinnlich erlebbar werden. Exklusiv für Garteninteressierte kann auch (nach vorheriger Absprache), der „Bruder-Konrad-Garten“ mit seiner Turmterrasse besichtigt werden, bevor man seinen Spaziergang im Klostergarten bei einer Tasse Kaffee ausklingen lassen kann.

Als Kronprinz Friedrich von Preußen, der spätere Friedrich der Große, auf einer Reise zu Voltaire im Jahr 1740 den Niederrhein bereiste, soll er auch am Kloster Kamp vorbeigekommen sein. Dort wurde gerade der berühmte Terrassengarten errichtet – ob dieser den späteren Preußenkönig wohl zu seiner berühmten Gartenanlage von Sanssouci inspiriert hat? So ganz unwahrscheinlich ist es nicht…