Haarlems verborgenes Grün

Haarlem ist eine typisch niederländische Stadt, durch deren idyllische Gassen man entlang von Windmühlen, Grachten und Zugbrücken gerne schlendern mag. Hinter schmucken Eingangstoren verborgen liegen als kleine grüne Oasen die so genannten „Hofjes“ versteckt, die noch den Zauber alter Zeiten atmen. Einst wurden sie als Wohnstätten für mittellose alte Frauen errichtet: So entstanden winzige Wohnungen, die sich rund um einen Innenhof mit einem kleinen Garten gruppieren. Die „Hofjes“ wurden von kirchlichen Einrichtungen, Gilden oder reichen Familien als Stiftungen ins Leben gerufen, mit denen man den alten Damen etwas Gutes und gleichzeitig etwas fürs eigene Seelenheil tun wollte. Die schönen Gärtchen lassen sich heute auf einer „Hofjes“-Tour durch Haarlem erkunden. Doch man muss schon genau hinschauen, hinter welcher der dunkelgrün lackierten Türen sich ein solches Garten-Idyll verbirgt, denn die Hinweisschilder sind mitunter winzig klein. In manches „Hofje“ kann man durch ein schmiedeeisernes Gitter nur hineinspähen, manch anderes öffnet sich erst, wenn man auf einen Klingelknopf drückt, für den rücksichtsvollen Besucher. Häufig sind die Gärten mit rechteckigen, buchsgesäumten Beeten gestaltet, andernorts wuchern üppig-bunte Blumen, gruppieren sich Bänke rund um einen Kastanienbaum. Das älteste „Hofje“ stammt aus dem 12. Jahrhundert, das jüngste öffnete erst im Jahr 2007 seine Pforten. Bewohnt sind die Häuschen bis in die heutige Zeit – meist immer noch von unterstützungsbedürftigen Frauen. So genannte „Regenten“ bestimmen, wer in den Genuss einer solchen Wohnung kommt. Wer sich auf einen „Hofje“-Spaziergang durch Haarlem macht, wird mit Einblicken in wunderschöne kleine Gärten belohnt – auf die anderen Sehenswürdigkeiten der Stadt wie etwa das Frans-Hals-Museum trifft man auf seinem grünen Spaziergang ohnehin!

 

Mein liebes Gärtchen

Der Sommer hat alle Welt beglückt
Und jedem eine Freude gebracht;
Er hat mein liebes Gärtchen geschmückt
Noch schöner als ich je gedacht,
Mein liebes Gärtchen hinter’m Haus
Wo ich so gern geh‘ ein und aus.
Wie alles d’rin von Blumen prangt!
Wie alles d’rin von Früchten hangt!
Erdbeeren lächeln aus dunklem Grün,
Und daneben Rosen und Lilien blühn.

Doch hat uns auch keine Mühe verdrossen:
Wir haben gesäet, gepflanzt und begossen,
Und fleißig gejätet mit eigener Hand
Und die Wege bestreut mit frischem Sand.
Du liebes Gärtchen, für alle die Mühn
Da lässest du deine Blumen blühn
Und süße Früchte reichst du uns auch
Von manchem Baum und manchem Strauch.
Für all das Lieb‘ und Gut‘ empfang‘
Nun unsern Dank in Sang und Klang!

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)