Von Kehraus und Hexenflug

Besen sind so alt wie die Menschheit und in jedem Haus gibt es mindestens einen Besen. Vom Handfeger über den Stuben- bis zum Straßenbesen reicht das Spektrum dieser großen Familie von Reinigungshelfern. Der Besenstiel kann klassisch aus Holz, Metall oder Kunststoff bestehen. Die Borsten werden aus Rosshaar oder Kokosborsten, den Fasern von Sagopalme und Zacatonpflanze oder aus den Reisern von Hängebirke, Besenginster, Besenheide und roter Heckenkirsche angefertigt. Von den wenig stilvollen Gummibesen mit ihren Fegenoppen war zu Zeiten der alten Römer natürlich noch keine Rede! Aber schon damals rankte sich allerlei Aberglaube um den Besen. War etwa in einem Haus ein Kind geboren, so fegten die Hebammen mit einem speziellen Besen die Türschwelle des betreffenden Hauses, damit keine bösen Mächte über Mutter und Kind herfallen konnten. Und von da ist es dann natürlich nicht weit zu den Hexen! Da man glaubte, dass es Hexen unmöglich sei, einen Besen zu überschreiten, stellten man vielerorts Besen mit dem Stiel nach unten vor die Haustüre, um das zauberische Volk vom Betreten des Hauses abzuhalten. Doch auch wenn Hexen einen Besen nicht überschreiten konnten – auf ihm reiten konnten sie allemal, waren sich unsere abergläubischen Urahnen sicher. Dass Hexen auf einem Besen zum Hexensabbat – beispielsweise auf dem Blocksberg – ritten, galt als ausgemacht. Doch um fliegen zu können, musste die Hexe zuvor ihren Besen und sich selbst mit einer speziellen Hexen- oder Flugsalbe bestreichen! Einen wunderlichen Brauch pflegt man noch heute in Bremen und Umgebung: Männer, die mit 30 Jahren noch nicht verheiratet oder verlobt sind, müssen an öffentlichen Plätzen – etwa an Kirchtreppen oder Marktplätzen – fegen. Das Fegen darf erst beendet werden, wenn sich eine Jungfrau zum „Freiküssen“ bereiterklärt. Durch das Fegen soll der Mann symbolisch beweisen, dass er in der Lage ist, Haus und Hof zu versorgen. Und gern denkt man natürlich auch an die Geschichte von Goethes „Zauberlehrling“. Sie will uns lehren, was geschehen kann, wenn eine unqualifizierte Person einen Besen mit Zauberkraft schwingt. Doch wenn wir jetzt bald am Jahresende in Haus und Garten Kehraus halten, brauchen wir zum Glück keine Zauberkraft, sondern nur den richtigen Schwung!

PS: Wem das noch nicht genug an „Besenweisheiten“ ist, dem sei ein Besuch im Besenmuseum in Schloss Mochental, dem Museum „Besenwelten“ in Günzburg oder dem Bürstenbindermuseum im rheinland-pfälzischen Ramberg empfohlen.