Duftende Tulpomanie

Von einer alten Kopfbedeckung der Türken, dem „Tülbent“, soll eine unserer liebsten Frühlingsbotinnen im Garten ihren Namen haben: Die Tulpe! Seitdem der niederländische Botaniker Clusius erste Exemplare der Tulpen aus der Türkei mit zurück in seine Heimat brachte, haben die herrlichen Zwiebelpflanzen einen wahren Siegeszug durch Europa angetreten! Schnell entwickelte sich eine regelrechte Tulpomanie: jeder, der etwas auf sich hielt, wollte Tulpenzwiebeln haben, am besten noch ganz besonderes ausgefallene! Doch die Begeisterung für die schönen Frühjahrszwiebeln trieb die Preise speziell in Holland in Schwindel erregende Höhen. Und manch einer versetzte oder belieh sein ganzes Hab und Gut, um an eine spezielle Zwiebel zu gelangen. So sollen auf dem Höhepunkt des Tulpenwahns für drei Zwiebeln der berühmten Sorte „Semper Augustus“ im Jahr 1637 stattliche 30.000 Gulden erzielt worden sein! Doch wie es mit allen Manien so ist: der Tulpenwahn brach irgendwann in sich zusammen, die Preise für die Zwiebeln sanken ins Bodenlose und brachten so manchen „Zwiebelspekulanten“ um seine Existenz!

Heute sind die Tulpen – zu meist zivilen Preisen – fest in unseren Frühlingsgärten etabliert. Aber sie haben einen Makel: Sie duften nicht. Oder doch? Im Vergleich mit dem üppigen Duftkleid, das Veilchen, Hyazinthen, Narzissen oder der Flieder im Frühjahr anlegen, können sie natürlich nicht mithalten. Wenn man jedoch ganz nahe an eine Tulpe herankommt, riecht man eigentlich bei jeder Tulpe etwas – zumindest einen leicht herben Duft, der vielleicht entfernt an Mandel erinnert. Doch neben den Sorten, die nur diesen recht unspezifischen Duft aufweisen, gibt es auch unter den Tulpen eine Auswahl an „duften“ Vertretern. Speziell einige Wildarten verzaubern mit einem wirklich charaktervollen Duft: Wenn beispielsweise eine Tulipa polychroma bei Sonnenschein ihre Blüten öffnet, entströmt ihr ein lieblich-fruchtiges „Parfum“. Auch die Weinbergtulpe Tulipa sylvestris mit ihren gelben, außen leicht grünlichen Blüten verzaubert nicht nur in den Weinbergen, sondern auch im Hausgarten ihren kräftig-blumigen Duft. Zudem vermehrt sich die robuste Wildart stark und eignet sich daher besonders zum Verwildern. Mehrblütig präsentiert sich die Zwergsterntulpe Tulipa tarda. Ihre sternförmigen weißen Blüten mit leuchtend gelber Mitte offenbaren der Nase des Gärtners deutlich einen herben, jedoch sehr angenehmen Duft. Auch die weiße Zwergtulpe Tulipa polychroma, blüht, anders als es der Name nahelegt, in einem zarten Weiß mit gelber Mitte, die man aber nur erblicken kann, wenn die Sonne scheint und sich die Blütenblätter öffnen. Dann entsteigt den zarten weißen Sternen ein zarter fruchtiger Duft. Doch auch unter den Zuchtsorten gibt es echte „Dufter“. In Beet und Kübel ist besonders die lilienblütige Sorte ‚Ballerina‘ mit ihren orangefarbenen, außen kupferrot geflammten Blütenblättern ein intensiv duftender Hingucker. Besonders lange blüht die purpurfarbene Triumphtulpe ‚Negrita‘. Ihren der Nase schmeichelnden Duft verströmt sie schon recht früh und blüht dann noch ein bis zwei Wochen länger als die die späteren lilienblütigen Tulpen! Mit einem lieblich-fruchtigen „Parfum“ kommt die Triumphtulpe ‚Prinses Irene‘ daher. Von der Farbe her lockt sie mit einem warmen Orange, das matt lila geflammt ist, sowie einem attraktiven bläulichen Laub. Scharlachrot-bläuliche einfache Blüten hat die bewährte Sorte ‚Coleur Cardinal‘ zu bieten. Schon seit 1845 wird diese duftende Zwiebelpflanze kultiviert! Zu den am stärksten duftenden Tulpen zählt wohl die Papageien-Tulpe ‚Orange Favourite‘ mit ihren gefransten orangefarbenen, grün und rötlich geflammten Blüten: Manch einen erinnert der Duft der Züchtung von 1930 gar an das Aroma reifer Orangen! Wer sich einmal auf die Suche nach duftenden Tulpensorten gemacht hat, wird schnell feststellen, dass es noch so manch anderen „duften Vertreter“ unter diesen vielseitigen Zwiebelpflanzen gibt. Doch Achtung: Für die Gefahr, der Duft-Tulpomanie zu verfallen, kann keine Gewähr übernommen werden!