Die Gärten von Bomarzo

Der Garten von Bomarzo nahe Viterbo in der italienischen Region Latium hat bis heute seine Geheimnisse nicht vollständig gelüftet. Errichtet durch ein Mitglied der berühmten Familie Orsini zur Zeit des Manierismus, geben vor allem die merkwürdigen Skulpturen des Parks immer noch viele Rätsel auf. Lange dem völligen Vergessen anheimgefallen, wurde der im Laufe der Jahrhunderte völlig verwilderte Park erst Mitte des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt und das restauriert, was von der bedeutenden Gartenanlage noch übrig war. Die Grande Dame der niederländischen Literatur, Hella S. Haasse, war eine der ersten Besucherinnen des Parks, lange, bevor er von den Besuchermassen entdeckt wurde. Seit ihrem ersten Besuch von der Gartenanlage mit ihren Stein gewordenen Monstern fasziniert, widmete sie sich lange Jahre der Enträtselung des „Parco dei Mostri“, wie er auf Italienisch genannt wird. In dem jüngst nun posthum auch in deutscher Übersetzung erschienenen Buch „Die Gärten von Bomarzo“ befasst sich die 2011 verstorbene Autorin mit den zahlreichen Mysterien, die den Park bis heute umgeben. In jahrelangen Forschungen spürte sie den im Dunkel liegenden Ursprüngen des manieristischen Parks nach und ordnete die dort zu sehenden Statuen von Riesen, Drachen, Monstern und Feen in ihren mythologischen Hintergrund ein. Stück um Stück versuchte sie, die wenigen Informationen über die Schöpfer des Parks zusammenzutragen und die Zeit zu verstehen, in der der ebenso irritierende wie faszinierende Garten entstanden ist. Herausgekommen ist ein Buch über Bomarzo, das mit seinen teils in assoziativen Gedankenketten arbeiteten Erkenntnissen vielleicht nicht jedermanns Sache ist, aber viel über diesen in seiner Art wohl einzigartigen Park und die Gedankenwelt des Manierismus zu erklären vermag. Ein Gartenportrait im üblichen Sinne ist Haasses Buch in keinem Fall und daher nur dem kulturhistorisch sehr interessierten Leser zu empfehlen.

Die Gärten von Bomarzo. Von Hella S. Haasse. 160 Seiten, broschiert, Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2022, ISBN: 978-3-8031-2830-0.