Eine Aufständische für die Moderne – so lautet der Titel eines Buchportraits über die Kunstsammlerin und Mäzenin Hanna Bekker vom Rath. Es ist unlängst im Hirmer Verlag erschienen und flankiert eine Ausstellung über diese interessante Frau in den Kunstsammlungen Chemnitz (und eine bereits beendete im Berliner Brücke Museum). In mehreren Beiträgen in deutscher und englischer Sprache wird einer Frau ein Denkmal gesetzt, die ohne Frage zu den einflussreichsten Förderinnen der Vor- und Nachkriegsmoderne in Deutschland zu zählen ist. Ähnlich wie Galka Scheyer gab sie ihre eigene künstlerische Karriere auf, um sich ganz der Kunstförderung zu widmen. Ihr Wohnhaus in Hofheim, das so genannte „Blaue Haus“, und ihre Berliner Wohnung stellte sie großzügig als Austausch- und Ausstellungsraum verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern zur Verfügung – sogar zu Zeiten des Nationalsozialismus, als der Einsatz für die damals als „entartet“ diffamierte Kunst strafbar war. Nach Kriegsende gründete Bekker vom Rath in Frankfurt ihre eigene Galerie, das „Frankfurter Kunstkabinett“, und machte sich mit einem leichten Metallkoffer voller Kunstwerke auf in die ganze Welt, um die von ihr vertretenen Kunstschaffenden bekannter zu machen. Den interessanten Facetten des Lebens dieser unbeirrbaren Botschafterin für die moderne Kunst spürt das Buch in lesenswerten Beiträgen nach, es schildert die Netzwerke, die Bekker vom Rath im Dienste der Kunst knüpfte, beleuchtet ihre Freundschaften zu Künstlern wie Karl Schmidt-Rottluff, Willi Baumeister, Emy Roeder oder Ida Kerkovius, von ihr kuratierte Ausstellungen und ihre Tätigkeit als Galeristin und schildert eine Kunstkosmopolitin, die alles dafür tat, „ihren“ Künstlern zum Erfolg zu verhelfen!

Hanna Bekker vom Rath. Eine Aufständische für die Moderne. A Rebel for Modern Art, hg. von Lisa Marei Schmidt, Sabine Maria Schmidt und Florence Thurmes, 256 Seiten, Hirmer Verlag, München 2024.