Noch heute zieht die Pfaueninsel im Südwesten Berlins mit ihrem verträumten Flair eine große Menge von Besuchern in ihren Bann – ruhebedürftige Städter der benachbarten Metropole ebenso wie Kulturreisende aus der ganzen Welt. Wer sich dem kleinen Eiland von Potsdam her mit dem Schiff nähert, erblickt zunächst das ganz in Weiß gehaltene pittoreske Schloss, das einst Friedrich Wilhelm II. für seine Geliebte, Wilhelmine Encke, erbauen ließ. Doch das kleine Inselchen diente dem Liebespaar nur kurz als Zufluchtsort, denn der Monarch verstarb, kurz nachdem das hübsche Schlösschen fertiggestellt worden war. Intensiv nutzten jedoch sein Sohn Friedrich Wilhelm III. und dessen Gemahlin Luise die Pfaueninsel vor allem in den Sommermonaten. Allerdings soll der Königin der Aufenthalt in „der engen Pfauen-Behausung, wo kein Schloss und kein Riegel vor Einbruch bewahrt, wo bekanntlich die Mauern von Papier sind“, nicht sonderlich behagt haben. Das weiße Schlösschen, aber auch noch verschiedene Staffagebauten aus der Zeit der königlichen Sommerfrische sind bis heute erhalten. Sogar eine richtige Menagerie mit exotischen Tieren gab es hier.
Doch das Palmenhaus, das hier einst stand, existiert längst nicht mehr. Es wurde zwischen 1829 und 1831 nach Plänen von Friedrich Schinkel errichtet, um einer exquisiten Palmensammlung Platz zu bieten. Diese hatte das Königshaus aus privater Hand in Frankreich erworben und wollte ihr nun auf der Pfaueninsel eine neue Heimat geben. Schinkel entwickelte dafür ein optisch streng gehaltenes, fast modern anmutendes Glasgebäude von 34,50 Metern Breite und 14 Metern Höhe und 126 einheitlich gestalteten Fenstern. Von außen her schlicht, präsentierte sich dieser „Palmenpalast“ im Innern äußerst üppig. So gab es dort eine aus Bengalen stammende kleine Pagode aus Marmor, ein Goldfischbecken und Springbrunnen. Indische Architekturformen und Ornamente sollten ein fremdländisches Flair verbreiten und so den ausgestellten Pflanzen einen besonderen Rahmen bieten.
Der für die Pfaueninsel zuständige Hofgärtner Gustav Adolph Fintelmann war begeistert von dem Haus, in dem „viele der schönsten Pflanzen auffallenden Wuchses der entferntesten Welttheile vereint sind. Noch gesondert davon gedeiht, wenn vom Wetter begünstigt, Reis, Zuckerrohr und die alte Papyrusstaude“. In der Mitte des Glashauses wuchs eine üppige Fächerpalme, die so gut gedieh, dass sie bald bis ins Glasdach hinauf reichte und man dem Haus ein kuppelartiges Glasdach im indischen Stil aufsetzen musste. Daneben wuchsen hier Dattel- und Sagopalmen, aber auch Litschi- und Drachenblutbäume, Bananen- und Ananasstauden, Lianen, Kaffee und verschiedene Gewürzpflanzen. Szenerien dieser ganz außergewöhnlichen Atmosphäre im Palmenhaus fing der Maler Carl Blechen in Ölgemälden ein.
An drei Tagen der Woche war es Gästen gestattet, mit einer kleinen Fähre auf die Pfaueninsel überzusetzen und diese zu besichtigen – aber nur, wenn der König nicht anwesend war. Der Besuch des Palmenhauses war dabei eine der wichtigsten Attraktionen. Doch in der Nacht vom 18. zum 19. Mai 1880 wurde das Gebäude aus ungeklärten Gründen ein Raub der Flammen und brannte mitsamt seiner kostbaren Pflanzenschätze bis auf die Grundmauern ab. Wiederaufgebaut wurde der gläserne Palast leider nie. Und wer heute noch, wie in alten Zeiten auf einer kleinen Fähre auf die bezaubernde Pfaueninsel übersetzt, wird an der Stelle des einstigen Palmenhauses nur noch Markierungen aus Stein vorfinden. Wie gut, dass Carl Blechen einst zum Pinsel gegriffen hat, sodass wir noch heute den einstigen Zauber dieses Orts erahnen können!