Mit Pücklers im Bade

Wegen der kostspieligen Gartengestaltungspläne für seinen Landschaftspark in Bad Muskau war der berühmte Hermann von Pückler-Muskau beständig in Geldnöten. Was tat er nicht alles, um an Geld zu kommen – seine gescheiterte Brautschau in England dürfte hinlänglich bekannt sein. Doch der Fürst ließ sich nicht entmutigen und entwickelte alsbald ein neues „Finanzierungskonzept“. Als man 1822 im Eisenmoor in Muskau auf zwei Heilwasserquellen stieß, entschlossen sich Hermann und seine Frau Lucie, vor Ort ein Heilbad für eine gehobene Kundschaft einzurichten – ein Plan, von dem man sich eine im wahrsten Sinne des Wortes sprudelnde Einnahmequelle versprach. Ganz sicher scheint sich Pückler hinsichtlich des erhofften Erfolges des Badebetriebs aber nicht gewesen zu sein, denn er schrieb an seine Frau: „Wegen des Bades lass den Mut nicht sinken, es wird gewiss allerliebst, und wenn es auch nichts einbringt, doch der Mühe wert es geschaffen zu haben.“ Und einmal begonnen, wurden die Pläne in die Tat umgesetzt, denn Pückler war der Auffassung: „Eine Torheit mehr oder weniger verschlägt nichts, und ausgebadet muss das Bad nun werden.“

Fürst Pückler beschaffte zunächst nur Wannen für Mineralbäder und sorgte für die Voraussetzungen zu Trinkkuren mit dem eisenvitriolhaltigen Mineralwasser. Fürstin Lucie hingegen plante im kleinen Städtchen an der Neiße gleich eine richtige Kur­anstalt mit Mineralbad, einem Restaurationsgebäude und einem Logierhaus. Nach dem Muskauer Standesherrn wurde die neue Badeanstalt „Hermannsbad“ genannt und sie begann ihren Kurbetrieb im Sommer des Jahres 1823 mit immerhin 130 Kurgästen – die Anlage wurde im Übrigen nicht etwa vom „grünen Fürsten“, sondern von seiner Ehefrau Lucie landschaftsgärtnerisch gestaltet!

Neben Trinkkuren wurden den Badegästen auch Badekuren mit dem hauseigenen Heilwasser, Moor-, Schwefel-, Kräuter-, Schlacken-, Dusch- und Dampfbäder angeboten. Außerdem gab es Massagen sowie allerlei Musik- und Kulturangebote im schönen Umfeld des fürstlichen Parks. In einem Brief schreibt Lucies Tochter 1828 über das Kurbad: „Das Muskauer Bad ist „unendlich reitzend, ja in Deutschland gewiß einzig in seiner Art; die ganze Anstalt […] athmet Geschmack, Bequemlichkeit, und Elégance, dabey sind die Preise erstaunt billig, und wenn wirklich weder Mineralquelle noch Moorbad so ausnehmend wirksam wären, als sie es sind, so kann man keinen lieblicheren, in vielen Rücksichten angenehmern, und wolfeilern Sommeraufenthalt wählen als Muskau.“

Vielleicht waren die im Kurbad erhobenen Preise wirklich zu niedrig oder Bad Muskau für die erlauchte Kundschaft zu abgelegen oder zu wenig mondän – die Einnahmen aus dem Badebetrieb reichten nicht aus, um den Finanzbedarf für die Gartengestaltungsideen der Pücklers zu decken. Doch der herrliche Muskauer Park verzaubert den Spaziergänger noch heute und das „Bad“ im Ortsnamen erinnert an ein gartenbegeistertes Ehepaar, das nicht müde wurde, immer neue Pläne zu ersinnen, um an neues Geld für seine gartengestalterischen Träume zu gelangen.