Schneeglöckchen in natürlicher Schönheit

Schneeglöckchenfreunden ist Anne Repnow bestens bekannt, schließlich organisiert sie die bekannten Schneeglöckchentage im Mannheimer Luisenpark. Mit dem schmalen Bändchen „Some Snowdrops: A Photographic Ramble“ hat sie nun einen kleinen Schneeglöckchen-(Ver-)Führer verfasst. Er lässt die Herzen erfahrener „Galanthophiler“ höherschlagen und nimmt aber auch diejenigen bestens an die Hand, die sich die Welt der „snowdrops“, wie sie auf Englisch heißen, erst noch erschließen möchten. Die versierte Autorin beschreibt 90 Schneeglöckchensorten mit ihren Besonderheiten hinsichtlich des Aussehens und ihrer Kulturansprüche.  Sowohl seltene als auch gängige Sorten sind in dem Bändchen zuverlässig aufgeführt. Profunde Hinweise zu Preisspanne, Blütezeit und Wüchsigkeit der zarten Winterblüher machen es dem Gartenfreund leicht, sich in der faszinierenden Welt Schneeglöckchen zu orientieren und seine Snowdrop-Lieblinge sicher auszusuchen. Den besonderen Reiz des Schneeglöckchen-Almanachs bildet die Tatsache, dass sämtliche Pflanzen in über 270 Fotografien am Naturstandort abgebildet wurden. Das in leicht fassbarer englischer Sprache geschriebene Buch lässt sich auch von deutschen Lesern problemlos lesen und nutzen. Anne Repnows Schneeglöckchen-Buch ist eine Liebeserklärung an eine ganz besondere Pflanzenspezies und gehört unbedingt in den Bücherschrank eines jeden Galanthophilen!

Anne C. Repnow: Some Snowdrops: A Photographic Ramble, Davidia Press 2020.

Der Kalif und die goldenen Früchte

Wer einen Obstbaum pflanzt, pflanzt gleichzeitig auch Vertrauen in die Zukunft. In dem Buch „Die Obstbaumzucht“ des Pfarrers und Volksschriftstellers Franz Xaver Geiger aus dem Jahre 1804 geht es natürlich in erster Linie um das, was der Titel bereits andeutet. Allerdings findet sich in dem Lehrbuch auch eine schöne Geschichte zur Sinnhaftigkeit des Gärtnerns und natürlich des Pflanzens von Obstbäumen. Und diese Geschichte geht so[1]:

„Ein persischer Kalif (einer der mächtigsten Potentaten in Asien) traf einstmals, als er auf der Jagd war, einen alten Mann an, der einen Apfelbaum pflanzte. Der Kalif und alle, die mit ihm waren, lachten über den Alten, daß er einen so närrischen Einfall hatte, in seinem hohen Alter einen Obstbaum zu pflanzen, gerade als wenn er noch ein Jüngling wäre, und die Früchte von diesem Baum genießen würde. Darum gieng der Kalif auf den Mann zu und fragte ihn, wie alt er sey? – Herr, antwortete der Greis, ich bin über achtzig Jahre, aber Gottlob, und so gesund und munter wie einer von dreyßigen. – Aber, fragte der Kalif weiter, wie lange gedenkest du noch zu leben, daß du in einem so hohen Alter noch junge Bäume pflanzest? Du wirst ja wohl die Früchte davon nicht mehr genießen wollen; warum machst du dir eine so vergebliche Müh und Arbeit? – Herr, gab der Greis zur Antwort, ich bin schon zufrieden, wenn ich die Bäume gepflanzt habe, und bekümmere mich weiter nicht mehr darum, ob ich oder ein anderer die Früchte davon genießen werden. Es ist billig, daß wir thun, wie unsere Väter gethan haben; diese pflanzten Bäume, und wir essen die Früchte; da wir nun die Arbeit unserer Väter genießen, warum sollten unsere Nach­kommen nicht auch etwas von uns genießen? Ich denke, was der Vater nicht genießt, das erntet der Sohn. Überdies finde ich eine wahre Herzensfreude und einen recht süßen Trost in mir, wenn ich mir bewußt bin, daß ich auch im Alter noch etwas Gutes für die Nachwelt gethan habe. – Diese schöne Antwort und die edle Gesinnung des Alten gefiel dem Kalifen so wohl, daß er ihm eine ganze Hand voll Goldstücke schenkte. Der Greis nahm das Geschenk mit vielem Danke an, und sprach, indem er auf die empfangenen Goldstücke hinwies, lächelnd zum Kalifen: „Wer kann nun sagen, daß meine heutige Mühe vergeblich sey, da der junge Baum, den ich pflanze, schon am ersten Tage goldene Früchte bringt? Darum ist es wahr; wer was Gutes thut, wird allzeit auf irgend eine Art dafür belohnt“.

Viele kennen den schönen Satz vom Apfelbaum: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“. Auch wenn er wahrscheinlich nicht von Reformator Martin Luther selbst stammt, ist er dennoch ein schönes Schlusswort und wir wollen ihn uns daher nicht verleiden lassen!

 

„Einkehr“, von Ludwig Uhland (1787-1847)

  1. Bei einem Wirte wundermild
    Da war ich jüngst zu Gaste.
    Ein goldner Apfel war sein Schild
    An einem langen Aste.
  2. Es war der gute Apfelbaum
    Bei dem ich eingekehret
    Mit süßer Kost und frischem Schaum
    Hat er mich wohl genähret.3. Es kamen in sein grünes Haus
    Viel leichtbeschwingte Gäste
    Sie sprangen frei und hielten Schmaus
    Und sangen auf das Beste.
  3. Ich fand ein Bett in süßer Ruh
    Auf weichen, grünen Matten
    Der Wirt er deckte selbst mich zu
    Mit seinem kühlen Schatten.5. Nun fragt ich nach der Schuldigkeit.
    Da schüttelt er den Wipfel
    Gesegnet sei er allezeit
    von der Wurzel bis zum Gipfel.

[1] Der Rechtschreibung der nachfolgenden Geschichte folgt dem Originaltext von 1804.

Magnolienmord

Was ist ein Botaniker zu tun imstande, um die von ihm über alles geliebten seltenen Magnolien zu schützen? So einiges, wie man im neuesten Krimi „Magnolienmord“ der Frankfurter Autorin und Reisejournalistin Elsemarie Maletzke erfahren kann. Weil der Protagonist des Romans, der Botaniker Simon Jankowski, geschützte, seltene Pflanzen außer Landes geschmuggelt hat, wurde er erpressbar. Zum Schutz seiner Magnolien im Arboretum im polnischen Kórnik, die der Erpresser zu zerstören droht, lässt sich Jankowski auf einen gefährlichen Handel ein. Nun muss er für eine kriminelle Bande ein geheimnisvolles Päckchen nach Frankfurt schmuggeln und auf einem alten jüdischen Friedhof zur Übergabe deponieren. Ungesehenen Zugang zu diesem Friedhof erhält er über den angrenzenden Garten der Gärtnerin Elinor Sander. Es kommt wie es kommen muss: Das Päckchen verschwindet und auf der Suche nach dessen wertvollem Inhalt geraten Jankowski und Sander mitten zwischen die Fronten von Kriminellen, denen jedes Mittel recht ist, um das kostbare kleine Paket an sich zu bringen. Spannend und lesenswert – nicht nur für Gartenfreunde!

Elsemarie Maletzke: Magnolienmord, 248 Seiten, Schöffling Verlag, Frankfurt 2020.

Die schönsten Gärten Englands

Das Gärtnern gehört zu England wie fish and chips, rote Busse und das changing of the guard und so sind natürlich schon viele Bücher über Englands Gärten erschienen. Doch der Prachtband „Englands schönste Gartenschätze“ von Kathryn Bradley-Hole, der jüngst in deutscher Übersetzung erschienen ist, ist wirklich ein „must have“ für Freunde englischer Gartenkunst. Die Verfasserin von bislang sechs Gartenbüchern und langjährige Autorin von Gartenbeiträgen für das Magazin Country Life ist eine ausgewiesene Kennerin der grünen Materie. Sie schildert die bedeutendsten Gärten, Parks und Grünflächen in mitreißenden Portraits, die zusammen mit exquisitem Bildmaterial berühmter Gartenfotografen diese grünen Kleinode von ihrer schönsten Seite zeigen. Alte Aufnahmen aus den Archiven von Country Life bieten zusätzlich spannende Einblicke, wie manche der im Buch vereinten Gärten früher einmal ausgesehen haben. Gegliedert nach verschiedenen Arten von Gärten, findet der Leser im Buch schnell seine persönlichen Favoriten: Formschnitt-, Cottage- und Küchengärten sind darunter, aber auch kirchliche und formale Gärten, Gärten die vom Wasser oder von Rosen geprägt sind, in denen Schnittblumen gezogen werden oder Gewächshäuser besondere Akzente setzen, restaurierte Gartenanlagen sowie Gärten der Arts-and-crafts-Periode oder moderne Gartenschöpfungen. Man kann sich gar nicht sattsehen an all der Pracht, die in diesem Buch vereint ist und so wird dieses Buch mit Sicherheit nicht nur ein coffeetable book bleiben, sondern den Liebhaber englischer Gärten einmal mehr in seiner Leidenschaft für die Gärten der Insel bestärken!

Kathryn Bradley-Hole. „Englands schöne Gartenschätze“ mit einem Nachwort von Anja Birne. 320 Seiten, München 2020.