Den Sommer ans Herz nehmen – die Lieblingspflanzen des Karl Foerster

Die wenigsten Gartenfreunde wissen, wie groß das züchterische Spektrum Karl Foer¬sters war. Er beschäftigte sich unter anderem intensiv mit Astern (Aster), Glockenblumen (Campanula) und Chrysanthemen (Chrysanthemum), Sonnenbraut (Helenium), Sonnenauge (Heliopsis) und Mohn (Papaver). Doch seine große Begeisterung und Leidenschaft galt dem Phlox und dem Rittersporn. Allein 72 Rittersporn-Sorten gehen auf ihn als Züchter zurück – den neuen Geschöpfen gab er so bildhafte Namen wie ‘Gletscherwasserʼ, ‘Sternennachtʼ, ‘Azurrieseʼ oder ‘Berghimmelʼ. Seine Sorten haben ein Alleinstellungsmerkmal: Sie besitzen noch ein wenig den Charakter der ursprünglichen Wildpflanze und sind überwiegend einfach blühend. Foersters Ziel bei der Zucht von Ritterspornen waren ebenso leuchtende wie klare Farben.

Die neuen Rittersporne Foersters waren nicht nur schön, sondern auch standfest, langlebig und mehltaufrei. Die Schriftstellerin Helene von Nostitz hat Karl Foersters Arbeit am Rittersporn ein Denkmal gesetzt, als sie 1930 schrieb: „Diese einfache, bäuerliche Pflanze ist in Karl Foersters Hand zu einem herrlichen, aristokratischen Gewächs geworden, das uns in seiner kräftigen, elastischen, schön gezeichneten Struktur an gotische Bauten erinnert. Die Farbe, besonders das Dunkelblau, glüht gleich der beschatteten Pracht der Kathedralenfenster von Chartres. … Wenn der Abend niedersteigt, und auch am frühen Morgen ist seine Stunde. Aus eigener Kraft will er leuchten, wie sein Meister es ihn gelehrt hat; und wo immer er steht, will er bestimmen.“

Neben den stolzen Ritterspornen galt die zweite große züchterische Leidenschaft Foersters den Phloxen (Phlox paniculata). Schon 1917 schreibt Foerster: „Phlox ist eine Welt der Gnade. Dem Leben ohne Phlox fehlt ein Kronjuwel. Phlox ist das eigentliche Siegel des Hochsommerglückes“. Das Phlox-Sortiment hat er um stolze 83 Sorten erweitert. Seinen großen Traum, einen blauen Phlox zu züchten, erreichte er trotz intensiver Bemühungen zu seinem Leidwesen nicht. Doch er hat seiner geliebten Staude unter anderem sogar eine reinweiße und eine orangerote Sorte abgerungen. Und er hat das Sortiment um Sorten erweitert, mit denen man im Garten eine Blütezeit von Juni bis September erzielen kann. Seine Phloxe tragen klingende und oft auch bildhafte Namen wie ‘Landhochzeitʼ, ‘Kirchenfürstʼ, ‘Puderquasteʼ oder ‘Wennschondennschonʼ. Auf die Namen von Menschen taufte er seine Stauden jedoch nur sehr selten. Für seine Frau, seine große Liebe, machte er da schon einmal eine Ausnahme und setzte ihr mit seiner wunderschönen lachsrosa Züchtung ‘Eva Foersterʼ ein Denkmal.

Foerster wollte die Liebe der Menschen zu den Phloxen entfachen. Er verfasste geradezu hymnische „Liebeserklärungen“ an diese Staude wie etwa: „Wenn man den Duft atmet und die Blüten nahe am Gesicht hat, dann ist es, als ob das göttlich-große Kind Sommer seine Wange an unsere schmiege und als ob man … im Mark der Sommergnaden wurzelte.“ Mag man da nicht gleich in eine Gärtnerei fahren und dort im Sortiment nach diesen zauberhaften Stauden suchen, auch wenn im eigenen Garten eigentlich gar kein Platz mehr ist?