Wie Achilles Wunden heilte

Es war der antike Held Achilles, der der Schafgarbe (Staude des Jahres 2021), zu ihrem botanischen Namen Achillea millefolium verhalf. Laut einer Legende soll er mit Hilfe dieser Pflanze die Wunden seiner Mitstreiter im Trojanischen Krieg geheilt haben. Und wer die fein gefiederten Blätter der Schafgarbe betrachtet, wundert sich auch nicht über den Beinamen „“ (= tausendblättrig). Das Aussehen der Blätter, die ein wenig an eine Augenbraue erinnern, brachte der Staude ihren Volksnamen „Augenbraue der Venus“ ein. Ihre anderen je nach Region gebräuchlichen Volksnamen wie „Bauchweh-“ oder „Blutstillkraut“, „Frauenkraut“, „Frauendank“, „Heil aller Schaden“ oder „Soldatenkraut“ beziehen sich auf die heilende Wirkung der Schafgarbe, die den Menschen schon seit Jahrhunderten bekannt war.

Zu Heilzwecken werden ihre oberirdischen Teile wie Blüten, Blätter und Stängel genutzt, je nach Anwendungsgebiet in frischer oder getrockneter Form oder als pflanzlicher Extrakt. Die Schafgarbe gilt als harntreibend, stoffwechselanregend, entzündungshemmend, antiseptisch und krampflösend. Daher wird sie in der Naturheilkunde als Tee oder Teemischung bei leichten krampfartigen Magen-Darm-Galle-Störungen, zur Appetitanregung oder bei Menstrua­tionsbeschwerden angewendet. Allerdings sollten Allergiker und alle Personen, die empfindlich auf Korbblütler reagieren, auf die Anwendung von Schafgarbe verzichten. Bereits die heilkundige Nonne Hildegard von Bingen riet dazu, äußerliche Verletzungen mit Wickeln aus Schafgarbe zu behandeln. Bei inneren Verletzungen sollte dem Kranken hingegen ein warmer Trank aus gemahlenem Pflanzenpulver verabreicht werden.

Im Volksglauben zählte die Schafgarbe zu einem der wichtigsten Kräuter, die für die „Kräuterbuschen“ zur Sonnenwende gepflückt wurden. Das Kraut der Schafgarbe war angeblich so stark, dass sogar der Teufel vor einem Amulett aus Schafgarbe weichen würde. Ein Sträußchen aus Brennnessel und Schafgarbe würde zuverlässig von Angst und Alpträumen befreien. Und ein paar Zweiglein unters Kopfkissen gelegt, sollten der Schläferin im Traum zuverlässig ihren künftigen Bräutigam vorhersagen. Je nach Region war man der Auffassung, die Schafgarbe könne Menschen vor der Pest und ein Haus vor Blitzen schützen. Die Kelten nutzten einst die Stängel der Schafgarbe zur Vorhersage des Wetters.

Um besondere Wirksamkeit zu erzielen, sollte die Pflanze in der Mittagszeit gesammelt werden, am Besten rund um das Fest der Heiligen Margaretha im Juli, weshalb sie in manchen Regionen auch den Volksnamen „Margarethenkraut“ erhielt. Bei den nordischen Völkern war das Kraut der Göttin Freya geweiht, im Zuge der Christianisierung wurde diese Pflanze allerdings von der „heidnischen“ Göttin auf Maria umgewidmet und trug von da an auch den Beinamen „Mariengras“. Und noch heute ist es in einigen Kirchengemeinden im Schwarzwald üblich, Marienaltäre im Sommer mit blühendem „Mariengras“ zu schmücken.

Bild: Achillea millefolium, in: Otto Wilhelm Thomé: Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz, Gera (1885), Wikimedia Commons