Der Landschaftsgarten von Stourhead im Deutungswandel

Stourhead, einer der bekanntesten Landschaftsgärten Englands wurde in den Jahren von 1742 bis 1784 durch den Londoner Bankier Henry Hoare angelegt. Populär war der Garten schon in seiner Entstehungszeit und er ist es bis heute. Vordergründig betrachtet, präsentiert sich der Garten noch immer so, wie ihn sich sein Schöpfer einst gedacht hat, aber natürlich war auch diese Gartenanlage in den Jahrhunderten ihres Bestehens einem ständigen Wandel unterworfen. In der gewichtigen Studie „Der Garten zu Stourhead zwischen Präsentation und Interpretation (1742–2012)“ von Tomke Schäfer-Stöckert geht die Autorin der Entstehungsgeschichte von Stourhead sowie der historischen und kunsthistorischen Wahrnehmung der Gartenanlage detailliert nach. Sie beleuchtet zunächst die politisch-wirtschaftlich-ästhetische Gemengelage, in der ein Garten wie dieser entstehen konnte, um den Leser anschließend in die Baugeschichte dieses Gartenkunstwerks einzuführen. Wie Stourhead im 18. Jahrhundert wahrgenommen wurde, unterscheidet sich deutlich von der Rezeption späterer Zeiten, die aufgrund anderer politscher Rahmenbedingungen und einem Stilwandel in der Gartenkunst naturgemäß einen anderen Blick auf eine Gartenschöpfung vergangener Tage werfen muss. Von besonderem Interesse ist schließlich die Analyse der kunsthistorischen Forschungsliteratur zu Stourhead ab 1927, die ebenfalls einem deutlichen Wahrnehmungs- und Deutungswandel unterliegt. Denn auch kunsthistorische Forschung ist im Fluss und stets im Licht ihrer eigenen Entstehungszeit zu sehen. Diese Forschungsarbeit über Stourhead ist dem gartenkunsthistorisch und wissenschaftshistorisch interessierten Leser zu empfehlen, der eine anspruchsvolle Lektüre zu schätzen weiß. Doch unabhängig von diesen wichtigen gartenkunsthistorischen Diskussionen bleibt Stourhead „one oft the most picturesque scenes in the world“, wie es einst schon Horace Walpole in den 1770er Jahren so treffend formuliert hat.

Tomke Schäfer-Stöckert: Der Garten zu Stourhead zwischen Präsentation und Interpretation (1742–2012), VDG Weimar 2020.